Es mangelt an Lehrern
Oftmals ist meine morgendliche Zeitungsschau eher kein Grund zur Freude. Heute allerdings lächelte mich ein Bild meines sehr geschätzen Freundes und linken Landtagsabgeordneten Torsten Wolf entgegen. Er äußert sich mit einer Meinung zum Lehrermangel und zur schwierigen Einstellungssituation der Referendare in Thüringen, die ich sehr teile.
Ich erinnerte mich gleich an meine eigene schwierige Zeit zurück. Ein Referendariat in Thüringen im Jahr 2010 war für mich nicht möglich – ich war nicht eine der besten. Also ging ich nach Sachsen-Anhalt. Dort hätte ich nach dem Ref sofort eine Anstellung bekommen, mit Verbeamtung, unbefristet, an meiner Ausbildungsschule. Ich wollte nicht. Alle erklärten mich für verrückt. Ich wollte zurück nach Hause, nach Thüringen. Ich hatte im Ref Bestnoten,dazu noch Ethik und Deutsch auf Regelschule… Das konnte doch nicht so schwer sein, dachte ich. Doch, stellte ich bald ernüchtert fest. Ich brauchte ein weiteres Jahr, um eine Anstellung in Thüringen zu bekommen.
Derzeit bilde ich gerade selbst einen Referendar mit aus, ein klasse Typ, jung, engagiert, kreativ. Er würde gerne bleiben, an meiner Schule. Er würde sogar fachfremd unterrichten, sich weiterbilden… Derzeit sieht es nicht gut aus. So geht es vielen. Alle reden immer von Lehrermangel. Wenn wir aber betrachten, dass wir fast ähnlich viele Referendare ausbilden, wie wir Stellen haben, aber viele Referendare aus Thüringen weggehen, läuft etwas falsch.
Der Vorschlag von Torsten und mir ist simpel: Die Schulen wissen, wann welcher Kollege in Rente geht. Das melden sie drei Jahre vorher mit den Fächern des Kollegen an. Im nächsten Schuljahr bekommt die Schule einen Referendar für eben diese Fächer (wenn es möglich ist). Dieser wird im Idealfall von dem Kollegen, der bald in den Ruhestand geht, selbst mit ausgebildet und kann, nach Ausscheiden des nun ehemaligen Kollegen aus dem Dienst, an der Ausbildungsschule bleiben. Ich sehe das als Win-Win Situation. Natürlich sind junge Menschen an einer Schule, an der sie bleiben können, bereit, mehr zu leisten und sich stärker einzubringen. Außerdem gibt es den Junglehrern Sicherheit, das Gefühl, gewollt zu sein. Ich glaube nicht einmal, dass es viel Aufwand kostet, schließlich plagen sich alle Sekretärinnen in den ersten Wochen mit der gefürchteten „großen Schulstatistik“ ab, in der alles steht, auch das voraussichtliche Rentendatum der Kollegen (meines ist noch ewig weit weg).
So würden nur noch wenige Stellen eventuell nicht besetzt werden können. Thüringen wäre mit diesem Modell ein echter Vorreiter und würde wieder mehr Menschen ins Land und an die Tafeln locken.
Leider sieht es derzeit so aus, dass das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport an seiner bisherigen Einstellungspraxis festhält. Es wird damit argumentiert, dass so die besten Lehrer eingestellt werden würden. Liebes TMBJS, wenn für einzelne Fächer wenige Bewerber da sind oder „der beste“ die Stelle ablehnt, weil er in anderen Bundesländern mehr verdient, was nützen uns die besten? Und außerdem: Was sagt die Note vor allem des 1. Staatsexamens über die Befähigung des Menschen aus, mit Kindern umzugehen? Ich habe schon viele theoretisch beste erlebt… Liebes TMBJS, ein neues Schuljahr ist auch immer ein guter Anlass, um bisher versäumtes aufzuarbeiten und etwas zu ändern, um auch im nächsten Jahr das Klassenziel zu erreichen. Dabei wünsche ich viel Erfolg und Schaffenskraft.