Hermsdorf und der SHK sind bunt
Am 21.03., am Tag gegen Rassismus, machte der Wanderzirkus der Rassisten, namentlich Thuegida, in Hermsdorf Station. Wir hielten dagegen. Es war erfreulich, dass ca. 100 Thuegidas um die 300 Gegendemonstranten gegenüber standen, die zeigten, dass Hermsdorf und der SHK eben nicht braun ist. Erstmals wurde unsere linke Kundgebung von alle demokratischen Parteien und verschiedenen Bündnissen unterstützt. Hier lest ihr meine Rede zu diesem Anlass sowie eine Bildergalerie:
Liebe Hermsdorfer, hallo Gutmenschen, liebe Antifaschisten, liebe Demonstranten,
zuerst einmal, es ist schön euch zu sehen und in Gesellschaft von Menschen zu sein, mit denen man nicht ständig über DIE Flüchtlinge, die alle vermeintlich kriminell, sexistisch und ohne jegliche Kultur sind, diskutieren muss. Es tut gut, einmal nicht seine antifaschistische Meinung verteidigen zu müssen und nicht erklären zu müssen, dass fremd kein anderes Wort für feindlich ist.
Fremdenfeindlich – das sind die, die heute in Hermsdorf gegen die vermeintliche asoziale und antideutsche Politik demonstrieren wollen. Thüringer gegen die Islamisierung des Abendlandes. Ich frage mich immer, was ist dieses Abendland? Wenn man die Neonazis, NPD-Funktionäre und vorbestraften Rechtsradikalen, die heute aufmarschieren, fragt, wissen sie es selbst nicht. Sie setzen das Abendland mit Deutschland gleich und vergessen dabei, dass viele deutsche Traditionen, Werte und Grundsätze eben nicht von hier kommen. Die Demokratie, auf die sie bei der Anmeldung ihrer Versammlungen so pochen, ist eine griechische Erfindung. Die christlichen Werte des so genannten Abendlandes sind mit der Bibel im vorderen Orient gewachsen. Der Gegend, aus der viele Flüchtlinge, die heute hier Schutz suchen, herkommen. Werte wie Nächstenliebe werden von zahlreichen Menschen aus dem SHK täglich in der Flüchtlingshilfe gelebt. Das ist das Volk!
Ich war dabei, als der erste Train of Hope in Saalfeld ankam. Ich unterrichte Flüchtlingskinder. Noch nie habe ich dankbarere Menschen kennengelernt. Ich bin stinkesauer, weil es endlich eines sicheren Fluchtweges bedarf. Es bedarf einer menschenachtenden Asyl- und Sozialpolitik. Es bedarf eines Integrationspaketes. Aber der rassistischen Hetze der Thuegidas, Pegidas, Legidas, Wir lieben den Saale-Holzland-Kreisler bedarf es nicht.
Ihr seid heute hier, um ein Zeichen zu setzen gegen die fremden- und vor allem flüchtlingsfeindliche Thuegida-Meinung. Doch lasst es euch gesagt sein, Fremdenfeindlichkeit geht nie. Wir müssen überall diesen Meinungen gegenübertreten, am Gartenzaun, im Supermarkt, in den öffentlichen Verkehrsmitteln. 24,2% der Wähler in Sachsen-Anhalt haben die Alternative für Deutschland gewählt, eine Partei, die die Worte „Wir sind das Volk“ für ihre Hetzpropaganda missbrauchen. Der Ton ist rauer geworden. Wir dürfen nicht so tun, als ob uns der Rechtsruck nichts mehr angeht. Irgendwann fällt es auch auf uns zurück, wenn Menschen aus anderen Ländern hier nicht mehr leben können, wenn der Hass eskaliert. Wir wollen kein viertes Reich! Es brennen wieder Flüchtlingsheime, Menschen werden gejagt und der Deutsche zählt mehr als jeder andere. Herkunft ist keine Leistung. Wir dürfen uns nicht mehr umdrehen, nicht mehr weghören. Gesicht zeigen und aufstehen ist angesagt. Ich möchte mir von unseren Enkeln nicht sagen lassen, dass ich damals nichts getan habe. Ich bin ganz klar gegen Nazis! Ich bin dagegen, dass Hitlergrüße gezeigt werden und dass Hetzparolen gebrüllt werden. Ich bin dagegen, dass hier und heute von Thügida der blinde Hass auf die Straße getragen wird. Nicht in Hermsdorf, nicht im SHK, nirgendwo.