Wir sagen NEIN
Ich schreibe heute als Mensch, nicht als Linke, einfach als Mensch. Als eben dieser Mensch bin ich erschüttert über den Anschlag, der in der Nacht vom 14. zum 15. Februar auf den Demokratieladen und das SPD-Bürgerbüro in Kahla verübt wurde. Das ist ein massiver Anschlag auf unsere demokratischen Grundwerte. Wir als Menschen in und um Kahla müssen endlich die Augen aufmachen und dem Problem ins Auge blicken. Das Problem heißt RassismusAm Morgen des 15. Februar erreichte mich die Nachricht vom Anschlag auf die beiden Einrichtungen. Schnell eilte ich vor Ort und fand einen Trümmerhaufen vor. Die Fensterscheiben des Demokratieladens und des SPD-Büros waren nicht mehr als solche zu erkennen. Sie waren komplett zerschlagen wurden, überall Glasspitter. In der Tür des Demokratieladens sah man deutliche Zeichen eines Brandanschlages, der, Gott sei dank, nicht erfolgreich war. In dem Haus wohnen auch ganz normale Familien. Das hätte mehr als schief gehen können. Das nehmen sie in Kauf!
Mit dieser Aktion hat sich die rechte Szene in Kahla wieder einmal als das gezeigt, was sie ist, und als was wir Menschen, die die Augen öffnen, sie schon länger wahrnehmen: Als gewaltbereit und unberechenbar. Der Demokratieladen steht wie keine andere Einrichtung in der Stadt für Menschenrechte, Toleranz und Mitmenschlichkeit. Diese Werte wurden durch den Anschlag mit Füßen getreten und offensiv bekämpft. Auch ich stehe für diese Werte. Ich engagiere mich dafür und biete Rassismus die Stirn. Ich habe schon viele Stunden im Demokratieladen verbracht, für mich ist er ein Stück Heimat in Kahla, Heimat, in der ich mich sicher fühl(t)e. Der Anschlag hat mich getroffen, als ob er mir gegolten hätte, galt er doch allem, für was ich stehe.
Was soll damit erreicht werden? Will man uns einschüchtern? Will man uns Angst machen? Ich sage dazu entschieden NEIN. Genau das sollt ihr nicht erreichen. Wir hören nicht auf, uns in und um Kahla für eben die oben genannten Grundwerte zu engagieren. Wir werden nicht müde, unser Engagement nach außen zu tragen. Das tun wir nicht, weil wir links sind, sondern weil wir Menschen sind. Wer kann etwas für seine Herkunft? Herkunft ist keine Leistung! Ich und auch du, ja genau du, hättest auch in Syrien zur Welt kommen können. Dann würde dein Leben anders aussehen. Das, worauf wir wirklich stolz sein können, ist, dass in unserem Land die Menschenrechte bedingungslos anerkannt werden. Heute Nacht wurden eben diese mit Füßen getreten.
Ich bin ob der Schwere des Anschlags fassungslos und verurteile ihn zutiefst, als Mensch. Wenn Menschen zueinander stehen, werden sie stärker. Liebe Kahlaer, liebe Freunde, lasst uns nicht mehr wegschauen. Öffnet die Augen und schaut hin. Nur, wenn wir jetzt zusammen halten, auch und vor allem öffentlich, können wir etwas bewegen. Das war noch nicht die Spitze des Eisberges. Es ist eine neue Qualität der Gewalt, aber ich prophezeie, es war noch nicht das Ende, wenn wir nicht endlich alle aufstehen. Einzelne tun das seit Jahren und werden belächelt. Was muss den noch passieren?