Gemeinsam zum Erfolg – Wie weiter mit der Thüringer Gemeinschaftsschule?

Am 21. Januar durfte ich, die „kleine“ Kommunalpolitikerin aus dem SHK, im Rahmen der Landesarbeitsgemeinschaft Bildung einen Workshop im Thüringer Landtag zum Thema Thüringer Gemeinschaftsschule (TGS) leiten. Welch Ehre und welch Herausforderung! Anwesend waren unter anderem die Staatssekretärin Gabi Ohler und der bildungspolitische Sprecher der Linksfraktion Torsten Wolf. Wir haben konstruktive Vorschläge erarbeitet, was passieren muss, damit die TGS ausgebaut werden kann und zu einem Erfolgsmodell wird.

Vorab, was ist überhaupt eine TGS? Alle Schülerinnen an einer TGS lernen gemeinsam bis Klasse 8. Im Anschluss ist jeder allgemein bildende Abschluss erreichbar. Wichtig ist, dass die Schule über ein gutes pädagogisches Konzept verfügt. Das Ziel ist, dass allen Kindern, egal ob Niveau I oder III, der bestmögliche Start ins Leben ermöglicht wird. Potentiale der Schülerinnen werden besser erkannt.  Es gibt verschiedene Möglichkeiten einer TGS.

tgsIn einer TGS erfolgt also längeres gemeinsames Lernen. Die Übertrittsentscheidung nach Klasse 4 entfällt, sodass Klassenkollektive fortgeführt werden können. Die Individualität und Unterschiedlichkeit der Kinder wird in einer TGS als Bereicherung empfunden, weil so unter anderem die sozialen Kompetenzen der Schüler*innen besser ausgebaut werden können.

Das klingt alles sehr gut, aber warum gibt es derzeit in Thüringen erst so wenige TGS und was muss geschehen, damit sich mehr TGS bilden? Dieser Frage sind wir im Workshop nachgegangen. Wir unterbreiteten der Landesregierung folgende Vorschläge:

  1.  Eine vom Ministerium geleitete Mentorenstelle sollte geschaffen werden. Bis jetzt liegt die Beratung von Schulen, die eine TGS werden wollen, in der Hand des jeweiligen Schulamtes. Wenn die Berater am Bildungsministerium angedockt wäre, wäre sie deutlich unabhängiger.
  2. Wir setzen uns für eine Tagung der Schulleiter der TGS in Thüringen sowie der Schulen ein, die eine TGS werden wollen. Diese Tagung soll alle sechs Monate als Erfahrungsaustausch stattfinden und unter der Leitung des Bildungsministeriums stehen.
  3. Es braucht eine Erhöhung der Schulpauschalen für die TGS. Wenn sich eine solche Schule bildet, werden schlagartig viele neue Anschaffungen und Konzepte notwendig.
  4. Eine einheitliche Besoldung muss zwingend geschaffen werden. Es kann nicht sein, dass im Lehrerzimmer einer TGS eine Grundschullehrerin, eine Regelschullehrerin und eine Gymnasiallehrerin sitzen, die alle an dieser Schule arbeiten aber unterschiedlich bezahlt werden. Dafür muss ein Lehramt Gemeinschaftsschulen geschaffen werden, das auch an den Universitäten seine Berücksichtigung finden soll.
  5. Die Richtlinie vom Ministerium muss überarbeitet werden. Gemeinschaftsschulen von Klasse 5-10 widersprechen der Idee und können nicht als echte TGS gelten. Außerdem soll eine Mindestzügigkeit festgelegt werden, um die Abiturstufe abzusichern.
  6. Qualität statt Quantität. Eine TGS ohne echtes pädagogisches Konzept darf nicht genehmigt werden.
  7. Die TGS muss besser beworben werden.

Gabi Ohler und Torsten Wolf haben unsere Forderungen unterstützt und notiert. Auch das zeichnet diese Regierung aus, sie lässt die Basis aktiv mitarbeiten und verschließt sich nicht vor Vorschlägen von Praktikern. Ich bin sehr stolz auf das, was an diesem Donnerstag erreicht wurde. Ich hoffe inständig, dass die TGS weiter ausgebaut wird. Für mich stellt sie ein Stück Gerechtigkeit in der Bildung dar. Die Schule, an der ich unterrichte, bildet sich auch gerade zu einer Gemeinschaftsschule um. Die TGS ist ein Erfolgsmodell. Ich bin ein Fan der TGS!

 

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