Der Kampf mit „Mein Kampf“
Seit letzter Woche ist Adolf Hitlers „Mein Kampf“ wieder in den Buchläden legal zu erwerben. Seitdem ist das Thema wieder in den Medien präsent. Ja, sogar das Bildungs- und das Kulturministerium diskutieren öffentlich, ob das Buch als Ganzschrift in der Schule gelesen werden sollte oder nicht. Wenn ich so etwas lese, bin ich doch arg verwundert.
„Mein Kampf“ hat 2000 Seiten. Ich möchte einmal einen Lehrer sehen, der mit seinen Schülern ein Buch mit 2000 Seiten im Unterricht als Ganzschrift liest. Schon 300 Seiten sind mittlerweile schwer zumutbar. Da muss der Stoff schon sehr spannend sein. „Mein Kampf“ ist eine theoretische Abhandlung über Hitlers Hirngespinste. Uff, damit hätte selbst ich als Deutschlehrer Probleme.
Außerdem haben die Schulen jetzt schon wenig Geld, um sich neue Ganzlesestoffe anzuschaffen. „Mein Kampf“ kostet 16,90€ pro Exemplar. Das macht als Klassensatz 422,50€!!! Die kritische Ausgabe, also die, die wirklich pädagogisch wertvoll ist, kostet übrigens 385,00€ – pro Buch. Ich denke, spätestens hier hat sich jegliche Diskussion erledigt.
Oft wird die Angst geäußert, dass Nazis das Buch nutzen, um ihren Theorien neuen Auftrieb zu geben. Mal ehrlich, habt ihr schon mal einen Nazi ein Buch mit 2000 Seiten ohne Bilder lesen sehen? Wirklich gefährlich wird es meines Erachtens erst, wenn das Werk als Hörbuch herauskommt.
Ich denke, es gibt derzeit viel wichtige Themen. Sich daran abzuarbeiten, ob „Mein Kampf“ in der Schule gelesen werden soll oder nicht und dies auch noch zu politisieren, ist nicht zielführend. Ich verwende weiterhin „Das Tagebuch der Anne Frank“ und „Der Junge im gestreiften Pyjama“ in meinem Unterricht. Mich würde es schon abstoßen, jede Unterrichtsstunde Hitler auf dem Buchcover zu sehen.