Wie weiter mit den Horten???

Auf der 1. Tagung des 5. Landesparteitages der Thüringer LINKEN am 14. und 15 November in Gotha wurde von zahlreichen Unterstützern der Antrag „Pädagogische und organisatorische Einheit der Thüringer Ganztagsschulen sicherstellen“ eingereicht.

Der Antrag thematisiert unter anderem kritisch die Kommunalisierung der Schulhorte, welche in einzelnen Regionen Thüringens praktiziert wird.

Diese Kommunalisierung der Horte kann höchstens als Parallelmodell betrachtet werden, welches durch die bisherige schwarz-rote Landesregierung ausgelotet, aber nicht bis zu Ende gedacht worden ist. DIE LINKE ist ausdrücklich nicht für ein Vorantreiben der Hortkommunalisierung. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Hortkinder könnten so ggf. in bestehende Kindertagesstätten und Kindergärten „ausgelagert“ werden, in denen keine klassische Hortarbeit geleistet werden kann, sondern vorrangig nur eine Beaufsichtigung stattfindet. Mit einer qualifizierten Betreuung im Sinne des Bildungscharakters hat dies meist nichts zu tun.

Die Qualität der Horterziehung hängt bei einer Kommunalisierung von der Liquidität der jeweiligen Kommune ab. Wir sehen die Gefahr, dass die Horterziehung in diesem Modell zum Einsparfaktor der Kommunen wird.

Mit der Kommunalisierung der Horte würde eine dritte Organisationseinheit in den Schulen geschaffen. Neben dem Schulamt für die Lehrer und dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport nun noch die jeweiligen Kommunen für die HortnerInnen. Hier ergibt sich ein Problem der Weisungsbefugnis. Die Arbeit und die Bürokratie wird hier erblich erschwert.

Staatliche Horte in den Schulen hingegen sind eine Chance, auch kurzfristig und nur vorübergehend Lehrerausfälle auszugleichen – zumal zahlreiche HortnerInnen noch im Dienst sind, welche Lehrbefähigungen für den Grundschulbereich oder ähnliche Qualifikationen besitzen. Andere HortnerInnen könnten dahingehend qualifiziert werden. Auch im Hinblick auf die derzeitige Flüchtlingsproblematik ist der Hort sinnvoll. Hier können die Kinder, behutsam angeleitet, ihre Sprachkenntnisse ausbauen. Außerdem kommen die Schüler im Hort und beim Spielen unbeschwerter in Kontakt miteinander. Nur durch echte Kommunikation lernt man Kommunikation.

Ganztagsschule bedeutet umfassende Bildung und Erziehung – gerade auch für Kinder, bei denen im Elternhaus nicht eine adäquate Förderung erfolgt. Somit stellen Ganztagsschule und damit verbundene Horte einen wichtigen Schritt zur Schaffung einer Bildungsgerechtigkeit dar.

Außerdem ist zu beachten, dass Kinder in Horten wichtige Kompetenzen ausbauen, die im täglichen Unterricht vorausgesetzt werden. So lernen sie, sozial miteinander umzugehen. In der Hausaufgabenbetreuung können sie ihre Lernkompetenz auszubauen.

Um all dies auf einem guten Niveau zu erreichen, müssen unbefristete und möglichst vollzeitige attraktive HortnerInnenstellen geschaffen werden.

Die bestehenden kommunalisierten Horte sollten kritisch evaluiert und nur im Einzelfall erhalten bleiben, wenn das Konzept dort tatsächlich erfolgversprechend ist.

Im Koalitionsvertrag wird eine inhaltliche Weiterentwicklung der Grundschulen hin zu Ganztagsschulen gefordert. Dazu braucht es die pädagogische und organisatorische Einheit

der Ganztagsschulen, um Thüringen zu einem Vorreiter in Deutschland zu machen.

Die Delegierten des 5. Landesparteitages in Gotha haben mit großer Mehrheit  den eingereichten Antrag unterstützt und es bleibt zu hoffen, dass diese Forderung der LINKEN auch innerhalb der Regierung umgesetzt werden kann. Ein „weiter so“ und damit ein Setzen auf beide Optionen kann es meiner Meinung nach nicht geben, da es der angestrebten kommunalen Funktional-, Kreisgebiets- und Verwaltungsreform widerspricht.

 

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(Dieser Beitrag wurde gemeinsam mit Knut Meenzen verfasst.)

 

 

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